Fachkräftemangel in Deutschland: Wie Bürokratie dringend benötigte Talente vertreibt
Ein Kommentar von Recruiting-Experte Pekka Nebelung
Deutschland steckt mitten in einer Fachkräftekrise – und besonders im Pflegebereich wird die Lage dramatisch. Prognosen zufolge fehlen bis 2030 über 500.000 Pflegekräfte. Besonders im Osten des Landes, wo heute schon über ein Drittel der Bevölkerung über 65 Jahre alt ist, spitzt sich die Situation weiter zu.
Doch statt die dringend benötigten Fachkräfte aus dem Ausland schnell zu integrieren, verstrickt sich Deutschland weiter in einem undurchsichtigen Bürokratiedschungel. Die Anerkennung ausländischer Qualifikationen dauert hierzulande oft Monate oder sogar Jahre – während andere Länder längst handeln.
„Wir vergraulen die besten Leute!“
„Deutschland kann es sich schlicht nicht mehr leisten, so weiterzumachen“, warnt Pekka Nebelung, CEO von Jobilla Deutschland und Senator im Bundesverband mittelständische Wirtschaft. Während Fachkräfte in den USA, Kanada oder Finnland innerhalb weniger Wochen mit der Arbeit beginnen, müssen sie in Deutschland oft jahrelang auf grünes Licht warten.
Das Ergebnis? Viele wandern in Länder ab, die ihre Kompetenzen sofort nutzen – und Deutschland schaut hinterher.
Andere Länder machen es besser
Nebelung, gebürtiger Finne, kennt das Problem aus erster Hand – und weiß, wie es besser geht:
- Finnland: Ausländische Fachkräfte starten innerhalb von Wochen in den Beruf. Fehlende Qualifikationen werden berufsbegleitend nachgeholt.
- Kanada: Beschleunigte Anerkennungsverfahren für Schlüsselberufe wie Pflegekräfte.
- USA: Viele Berufe benötigen keine staatliche Anerkennung. Arbeitgeber prüfen Qualifikationen selbst und fördern Weiterbildung.
Deutschland blockiert sich selbst
„Deutschland hält sich für ein Innovationsland, aber im Recruiting stehen wir uns selbst im Weg“, kritisiert Nebelung. Der Fachkräftemangel ist hausgemacht – und lösbar.
Was jetzt passieren muss:
- Anerkennungsverfahren beschleunigen – maximal 3 Monate!
- Berufseinstieg erleichtern – Arbeiten und Qualifizieren gleichzeitig ermöglichen.
- Digitalisierung vorantreiben – statt Papierakten: digitale Verfahren für Abschlussprüfungen.
„Jede Woche verlieren wir Talente an andere Länder“, mahnt Nebelung. „Wer Fachkräfte will, muss sie auch arbeiten lassen – nicht mit Bürokratie vertreiben.“